
Laden im Mehrfamilienhaus: Neue Rechte, Hürden
Immer mehr Menschen leben in Wohnungen ohne eigenen Stellplatz. Wie gelingt der Umstieg aufs Elektroauto trotzdem? Was hat sich rechtlich geändert und welche Lösungen gibt es für gemeinschaftliches Laden?
Die Ausgangslage: Elektromobilität im Wohnblock
Für viele E-Auto-Fahrer ist das Laden zu Hause selbstverständlich – für Menschen im Mehrfamilienhaus oder in der Mietwohnung bislang aber oft eine große Hürde. Fehlende Ladepunkte, alte Elektroinstallationen oder Widerstände im Haus bremsen den Umstieg aufs E-Auto aus.
Rechtslage: Das hat sich geändert
- Seit dem Wohneigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG, 2020) besteht grundsätzlich ein Recht auf eine Lademöglichkeit für E-Autos in Gemeinschaftsgaragen oder auf privaten Stellplätzen.
- Eigentümer können den Einbau einer Wallbox verlangen; eine vollständige Verweigerung durch die Eigentümergemeinschaft ist nicht mehr möglich. Allerdings müssen Mieter weiterhin die Zustimmung des Vermieters einholen.
- Die Kosten für Einbau und Betrieb trägt in der Regel der Antragsteller. Bei gemeinschaftlicher Nutzung müssen faire Absprachen getroffen werden.
Hürden und Herausforderungen
- Technische Infrastruktur: Viele Gebäude sind elektrisch nicht auf die Belastung mehrerer Ladepunkte vorbereitet.
- Platzmangel: Nicht jeder Stellplatz ist mit einer Wallbox nachrüstbar, vor allem in alten Tiefgaragen.
- Abstimmung: Bei mehreren E-Autos im Haus braucht es ein gemeinsames Lastmanagement, Abrechnungssysteme und eine klare Kostenaufteilung.
- Bürokratie: Anträge, Eigentümerversammlungen und langwierige Abstimmungsprozesse verzögern oft die Umsetzung.
Neue Lösungen und Geschäftsmodelle
- Ladegemeinschaften: Mehrere Bewohner teilen sich einen Ladepunkt oder errichten gemeinsam eine größere Ladeinfrastruktur.
- Mieterstrommodelle: Hausverwaltungen oder Anbieter bauen und betreiben Ladepunkte als Service und rechnen nach Verbrauch ab.
- Mobile Ladelösungen: Mobile Ladestationen, die bei Bedarf an den Stellplatz gebracht werden, sind eine Übergangslösung für Häuser ohne feste Wallbox.
- Digitale Plattformen: Software-Lösungen für die Verwaltung, Buchung und Abrechnung werden zunehmend eingesetzt.
Förderprogramme und Tipps
- Für Ladeinfrastruktur im Mehrfamilienhaus gibt es spezielle Förderprogramme von Bund, Ländern und teilweise auch Kommunen.
- Frühzeitig informieren, Nachbarn ins Boot holen und auf professionelle Anbieter setzen beschleunigt das Projekt deutlich.
- Je mehr Bewohner sich zusammentun, desto günstiger wird die Lösung oft für den Einzelnen.
Fazit: Es tut sich was – aber nicht von selbst
Laden im Mehrfamilienhaus ist inzwischen ein Recht, aber die Umsetzung bleibt komplex. Technische, rechtliche und organisatorische Fragen müssen gelöst werden – doch innovative Lösungen machen Elektromobilität in der Stadt und im Wohnblock immer leichter. Wer sich früh kümmert und Mitstreiter findet, ist klar im Vorteil.