EU-Richtlinie RED III: Höhere THG-Quote und Auswirkungen auf die THG Prämie
07.03.2025
Die Europäische Union hat mit der neuen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) einen weiteren Schritt unternommen, um den Verkehrssektor klimafreundlicher zu gestalten. RED III, die dritte Fassung der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien, erhöht die Anforderungen gegenüber der Vorgängerversion RED II deutlich. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über RED III und erläutern die wichtigsten Neuerungen im Vergleich zu RED II. Außerdem beleuchten wir die Auswirkungen auf die THG-Quote und die THG Prämie, erklären relevante neue Regelungen für Elektromobilität und erneuerbare Energien im Verkehr und diskutieren die Chancen und Herausforderungen für E-Auto-Besitzer und Unternehmen. Abschließend werfen wir einen Blick auf mögliche zukünftige Entwicklungen.
Überblick: Was regelt RED III und was ist neu gegenüber RED II?
RED III ist Teil des EU-Klimapakets „Fit for 55“ und wurde im Oktober 2023 beschlossen. Die Richtlinie gibt ambitionierte Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien vor und aktualisiert die Vorgaben der vorherigen RED II von 2018. Ein zentrales Klimaziel betrifft den Verkehrssektor: Bis 2030 muss jeder EU-Mitgliedstaat entweder 29 % erneuerbare Energien im Verkehr erreichen oder die Treibhausgas-Intensität der Kraftstoffe um 14,5 % senken. Zum Vergleich: RED II schrieb lediglich 14 % erneuerbare Energien im Straßen- und Schienenverkehr bis 2030 vor. RED III verdoppelt dieses Ziel nahezu und erlaubt alternativ einen THG-Minderungsansatz.
Neben dem höheren Gesamtziel führt RED III weitere Neuerungen ein. Erstmals gelten die Vorgaben für alle Verkehrsbereiche – inklusive Luft- und Seeverkehr – und nicht nur für Straße und Schiene. Zudem setzt RED III spezifische Unterziele: Mindestens 5,5 % des Endenergieverbrauchs im Verkehr sollen aus fortschrittlichen Biokraftstoffen und strombasierten erneuerbaren Kraftstoffen (sogenannten RFNBO, z. B. E-Fuels oder grüner Wasserstoff) stammen, davon mindestens 1 % aus RFNBO allein. Konventionelle Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bleiben dagegen gedeckelt, um indirekte Landnutzungseffekte zu begrenzen.
Die Mitgliedstaaten müssen diese neuen Ziele bis spätestens Mai 2025 in nationales Recht übertragen. Deutschland signalisiert bereits, im Zuge der Umsetzung die Anforderungen im Verkehrssektor entsprechend anzuheben, um die höheren EU-Vorgaben zu erfüllen.
Auswirkungen von RED III auf die THG-Quote und THG Prämie
In Deutschland wird der RED-Zielwert für den Verkehr über die Treibhausgas-Minderungsquote (THG-Quote) umgesetzt. Diese Quote verpflichtet Mineralölunternehmen, die Emissionen ihrer Kraftstoffe durch die Nutzung erneuerbarer Energien zu senken. Dank RED II steigt die nationale THG-Quote bereits bis 2030 auf 25 % Treibhausgasreduktion. Mit RED III könnten die Vorgaben noch weiter verschärft werden, sodass nationale Zielwerte – wie beispielsweise eine THG-Quote von 30 % – in greifbare Nähe rücken.
Für E-Auto-Besitzer ist dies besonders interessant, da sie in Form der THG Prämie finanziell von der Einsparung der CO₂-Emissionen profitieren können. Werden höhere THG-Quote-Ziele gesetzt, steigt in der Regel auch die Nachfrage nach Emissionsminderungs-Nachweisen. Das führt zu höheren Prämienzahlungen für Besitzer von Elektrofahrzeugen. Gleichzeitig sorgen die neuen Regelungen dafür, dass unerwünschte Effekte, wie ein Überangebot an Zertifikaten, vermieden werden – ein entscheidender Schritt zur Stabilisierung des Quotenmarktes.
Neue Regelungen für Elektromobilität und erneuerbare Energien im Verkehr
RED III enthält mehrere Bestimmungen, die die Elektromobilität und den Einsatz erneuerbarer Energien im Verkehr fördern. Zum einen bleibt der sogenannte Multiplikator für Ökostrom in Elektrofahrzeugen bestehen: Erneuerbarer Ladestrom in Straßenfahrzeugen wird vierfach angerechnet, während im Schienenverkehr ein Faktor von 1,5 gilt. Das bedeutet, jede mit Ökostrom gefahrene Kilowattstunde zählt mehrfach im Quotensystem – ein starker Anreiz, auf E-Mobilität zu setzen.
Neu ist zudem die stärkere Förderung von grünem Wasserstoff und E-Fuels. Durch die Einführung spezifischer Quoten für RFNBO schafft RED III einen Markt für strombasierte Kraftstoffe im Verkehrssektor. Dies könnte Investitionen in Wasserstofftankstellen, Synthesekraftstoffe und entsprechende Fahrzeuge ankurbeln. Auch fortschrittliche Biokraftstoffe, etwa aus Abfallstoffen, werden durch zusätzliche Unterziele gezielt gefördert. Insgesamt soll der Strommix im Verkehr deutlich erneuerbarer werden, was nicht nur den Klimaschutz stärkt, sondern auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur unterstützt.
Chancen und Herausforderungen für E-Auto-Besitzer und Unternehmen
Für E-Auto-Besitzer bieten sich durch RED III mehrere Chancen. Eine potenziell höhere THG Prämie ist der offensichtlichste Vorteil: Steigende Anforderungen führen dazu, dass Emissionsminderungen mehr wert sind. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen und kann dabei helfen, die laufenden Betriebskosten weiter zu senken. Zudem führt der Ausbau der Ladeinfrastruktur zu einer besseren Versorgung und erhöht die Attraktivität von Elektromobilität.
Unternehmen, die in die Ladeinfrastruktur und in erneuerbare Kraftstoffe investieren, können von den neuen gesetzlichen Vorgaben profitieren. Ein verlässlicher Markt für grünen Strom und alternative Kraftstoffe schafft Investitionssicherheit und eröffnet neue Geschäftsmodelle – von der Produktion fortschrittlicher Biokraftstoffe bis hin zum Quotenhandel mit erneuerbarem Strom.
Gleichzeitig stehen auch Herausforderungen im Raum. Für Mineralölunternehmen bedeutet RED III, dass sie ihre Strategien radikal überdenken müssen, da fossile Kraftstoffe künftig höhere Kosten verursachen. E-Auto-Besitzer sollten sich darauf einstellen, dass die THG Prämie marktabhängig bleibt und Schwankungen unterliegen kann. Die Politik beobachtet den Markt genau, um bei Bedarf weitere Anpassungen vorzunehmen und eine stabile Umsetzung der Quoten zu gewährleisten.
Mögliche zukünftige Entwicklungen
RED III markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität – er ist jedoch nicht das Ende der Entwicklungen. Langfristig könnten die Vorgaben noch weiter verschärft werden, um den Verkehrssektor bis 2050 vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen. Einige Verbände fordern beispielsweise, die THG-Quote bis 2035 auf 35 % anzuheben und darüber hinaus einen Fahrplan bis 2045 festzulegen.
Für E-Auto-Besitzer und Unternehmen bedeutet das, dass der Transformationsprozess weitergeht. Elektrofahrzeuge könnten noch attraktiver werden, wenn höhere Prämien und ein stabilerer Quotenmarkt etabliert sind. Gleichzeitig wird der Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Einsatz fortschrittlicher Kraftstoffe weiter vorangetrieben – eine Entwicklung, die den gesamten Verkehrssektor nachhaltig verändern könnte.
Fazit
RED III ist ein entscheidender Schritt zur Stärkung der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor. Mit ambitionierteren Zielen und neuen Regelungen legt die EU den Grundstein für einen umfassenden Wandel: Eine höhere THG-Quote und optimierte Rahmenbedingungen für die THG Prämie bieten E-Auto-Besitzern nicht nur finanzielle Vorteile, sondern fördern auch den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität. Unternehmen profitieren von einem verlässlichen Markt für grünen Strom und alternative Kraftstoffe, während gleichzeitig die Grundlage für eine nachhaltige Verkehrswende geschaffen wird. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich RED III in nationales Recht umsetzt und welche konkreten Auswirkungen dies auf die Elektromobilität und den Quotenhandel haben wird.
Quellen:
- PwC Blog (Oktober 2023) – Beschluss von RED III im EU-Parlament und Rat als Teil des Fit-for-55-Pakets
- VDA Positionspapier RED III (August 2024) – Überblick über die Ziele von RED III und Vergleich zu RED II
- Global Legal Chronicle (Oktober 2023) – Bericht zu den Unterzielen von RED III
- NOW GmbH Factsheet RED III (April 2024) – Multiplikatorregelungen und weitere technische Details
- BMUV Pressemitteilung (2023) – Einschätzungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von RED III
- Carbonify Blog (November 2023) – Analysen zu den Auswirkungen auf die THG-Quote und THG Prämie
- B-THG Positionspapier (August 2024) – Herausforderungen und Marktbedingungen im THG-Quotenhandel
THG-Quotenportal
07.03.2025
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