166.000 E-Autos können bidirektional laden: Das steckt dahinter

02.07.2025

🚗 Bidirektionales Laden: 166.000 E-Autos in Deutschland sind schon heute bereit – und das ist erst der Anfang

Was bedeutet bidirektionales Laden?

Bidirektionales Laden beschreibt die Fähigkeit von Elektroautos, nicht nur Strom aus dem Netz aufzunehmen, sondern auch wieder abzugeben. Damit werden E-Autos zu mobilen Stromspeichern, die aktiv zur Stabilisierung unseres Energiesystems beitragen können – und das auf mehreren Ebenen.

Die drei Hauptanwendungsfälle:

  • Vehicle-to-Home (V2H): Das Elektroauto versorgt bei Bedarf das eigene Haus, zum Beispiel bei Stromausfällen oder wenn die Photovoltaikanlage auf dem Dach nicht genug liefert.
  • Vehicle-to-Grid (V2G): Das Auto speist gezielt Energie ins öffentliche Stromnetz zurück und hilft so, Schwankungen durch erneuerbare Energien abzufedern oder Lastspitzen auszugleichen.
  • Vehicle-to-Load (V2L): Das Fahrzeug dient als Energiequelle für externe Geräte, etwa beim Camping, für Handwerker auf Baustellen oder bei Outdoor-Events.

Aktueller Stand: 166.000 E-Autos bereits technisch fähig

Nach Angaben des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) sind derzeit rund 166.000 batterieelektrische Pkw in Deutschland grundsätzlich bidirektional ladefähig. Das entspricht etwa 10 % aller E-Autos auf Deutschlands Straßen. Besonders weit sind Hersteller wie Hyundai, Kia, MG, BYD und weitere asiatische Marken.

Tesla hat die Technik bereits integriert, bietet aber noch keine offizielle Freischaltung. Deutsche Hersteller wie Volkswagen, Mercedes oder BMW hinken aktuell noch hinterher, haben aber Nachholbedarf erkannt und entsprechende Modelle angekündigt.

Gut zu wissen: Die Zahl der V2G-fähigen Fahrzeuge wächst schnell – und mit jedem Jahr erhöht sich das Potenzial für unser Stromnetz massiv.

Warum ist das so relevant für die Energiewende?

Netzstabilisierung

Bidirektional ladende E-Autos könnten Stromspitzen abfedern oder kurzfristige Engpässe ausgleichen, indem sie als Schwarmbatterien im Energiesystem fungieren. Besonders an windigen Tagen oder bei starker Sonneneinstrahlung fällt erneuerbare Energie oft dann an, wenn sie kaum verbraucht wird – hier können Fahrzeuge überschüssigen Strom aufnehmen und bei Bedarf zurückgeben.

Integration erneuerbarer Energien

Mit zunehmender Anzahl an Wind- und Solaranlagen wächst auch die Volatilität im Netz. Elektroautos können gezielt dann laden, wenn viel grüner Strom verfügbar ist, und helfen, teure Netzengpässe oder das Abschalten von Anlagen zu vermeiden. Das macht das Gesamtsystem effizienter und nachhaltiger.

Versorgungssicherheit

Wenn Hunderttausende Fahrzeuge vernetzt werden, können sie nicht nur einzelne Haushalte, sondern ganze Wohnquartiere und Städte bei Bedarf kurzfristig stabilisieren. Das senkt die Gefahr von Blackouts, sorgt für mehr Versorgungssicherheit und macht das Stromsystem unabhängiger von fossilen Kraftwerken.

Was sind die größten Hürden?

Regulierung und Marktdesign

Bisher fehlt es in Deutschland an klaren gesetzlichen Vorgaben und einem funktionierenden Marktdesign für Vehicle-to-Grid. Für viele Privatnutzer ist die Rückspeisung ins Netz nicht wirtschaftlich – oft sogar mit rechtlichen Unsicherheiten behaftet. Ohne einheitliche Standards, Vergütungssysteme und Abrechnungsmöglichkeiten bleibt das Potenzial blockiert.

Technische Infrastruktur

Nicht jede Wallbox unterstützt bidirektionales Laden, und auch die Hausinstallation ist häufig nicht vorbereitet. Die notwendige Hardware ist derzeit teuer, Installationen sind komplex und es gibt noch kaum zertifizierte Anbieter.

Tarife & Vergütung

Es fehlen lukrative Geschäftsmodelle, die die Investition in V2G für Verbraucher attraktiv machen. Tarife, die zeitabhängig hohe Einspeisevergütungen zahlen, existieren so gut wie nicht – bisher profitieren hauptsächlich Energieversorger, nicht die Autobesitzer.

Hersteller-Lock-in und Software

Viele Hersteller schalten die V2G-Funktion nur für bestimmte Modelle oder gar nicht frei. Oft fehlen Software-Updates oder die Offenheit, mit Drittsystemen zu kommunizieren. Das schränkt die Nutzbarkeit stark ein und verhindert einen offenen, wettbewerbsfähigen Markt.

Welche Vorteile hätten Verbraucher?

  • Kostenvorteile: Wer Strom dann einspeist, wenn die Preise hoch sind, kann entweder Geld verdienen oder seine eigenen Stromkosten signifikant senken.
  • Notstromversorgung: Das Auto kann bei einem Blackout das Haus oder kritische Geräte versorgen (z. B. Kühltruhe, Heizungssteuerung, medizinische Geräte).
  • Nachhaltigkeit: E-Auto-Besitzer werden Teil der Energiewende – sie helfen, erneuerbare Energien effizient zu nutzen und den CO₂-Ausstoß zu verringern.
  • Mehr Unabhängigkeit: In Kombination mit einer Solaranlage kann das E-Auto dazu beitragen, den eigenen Stromverbrauch zu optimieren und sich ein Stück weit vom Stromversorger unabhängig zu machen.

Praxisbeispiel: So könnte es bald Alltag werden

Stell dir vor, dein E-Auto steht tagsüber zuhause, lädt überschüssigen Solarstrom von deinem Dach, während die Strompreise niedrig sind. Abends, wenn alle nach Hause kommen und der Verbrauch im Netz steigt, gibt dein Auto einen Teil der Energie ins Haus oder sogar zurück ins öffentliche Netz – und du bekommst dafür eine attraktive Vergütung. Bei einem Stromausfall übernimmt dein Auto sogar automatisch die Versorgung der wichtigsten Haushaltsgeräte.

Internationale Perspektive

In Ländern wie Japan ist bidirektionales Laden bereits Teil des Alltags: Nach dem Fukushima-Unglück hat Nissan mit dem Leaf ein groß angelegtes V2H-Programm gestartet. Auch in den Niederlanden und in Großbritannien laufen zahlreiche Pilotprojekte, in denen E-Autos als Teil des Stromsystems aktiv gesteuert werden.

Fazit: Viel Potenzial, aber Politik und Wirtschaft sind am Zug

166.000 E-Autos könnten technisch schon heute einen Beitrag zur Netzstabilität und Energiewende leisten. Die Hersteller machen Tempo, aber Politik und Energiebranche müssen jetzt endlich die Rahmenbedingungen schaffen: Klare Regeln, neue Geschäftsmodelle und eine flächendeckende Infrastruktur sind überfällig. Nur so kann das enorme Potenzial gehoben werden – und Deutschland einen echten Schritt Richtung nachhaltige Mobilität und Energiesystem machen.

Quellen und weiterführende Informationen

ZSW: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg

Elektroauto-News.net

Bundesverband eMobilität

Bundesnetzagentur

Nissan Energy (V2H Japan-Projekte) 


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02.07.2025

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